Die Sorte Pinot noir ist sicherlich eine sehr alte Rebsorte, welche ihren Ursprung irgendwo in Frankreich hat. Die Herkunft ist immer noch nicht vollständig geklärt. Man kann aber davon ausgehen. dass die Sorte im Burgund seit hunderten von Jahren kultiviert wird. Aufgrund dieser immensen Erfahrung ist es nicht verwunderlich, dass die Sorte dort die am höchsten bewerteten Weine liefert. Der Streit, ob ein gut gereifter Burgunder oder ein hochklassiger Bordeaux der bessere Wein sei, wird wohl nie geklärt werden können. Schlussendlich ist es die persönliche Vorliebe, welche entscheidet.
Die Traubensorte Pinot noir gilt als Diva unter den Sorten. Einerseits gilt sie als eine der besten Sorten weltweit, andererseits ist sie heikel, was den Standort und den Ausbau anbelangt. Dies ist sicher mit ein Grund, wieso sehr viele Produzenten sich daran versuchen. Wie erfolgreich sich die Resultate präsentieren ist Teil unser gross angelegten Vergleichsdegustation. Der zweite Aspekt dieser Veranstaltung war das Entwicklungpotential der Weine zu ergründen. Das Burgund gilt als absolute Referenz wenn es um die Qualität von Pinot noirs geht. Uns interessierte die Frage: stimmt dies noch, oder gibt es vergleichbare Weine aus anderen Anbaugebieten. Dazu haben verschiedene Personen Weine aus diversen Weinbaugebieten weltweit zusammengetragen und im 2012 ein erstes Mal degustiert. Die Schwerpunkte lagen neben „zahlbaren“ Burgundern bei den Weinen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, ergänzt durch ein paar Weine aus Übersee. Moniert wird immer mal wieder, dass speziell die Weine aus dem Burgund immer zu jung degustiert werden und deshalb nie so richtig brillieren können. Deshalb wurde vereinbart die Degustation zweimal durchzuführen, einmal mit den aktuell verfügbaren Jahrgängen und ein zweites Mal drei Jahre später, um die Entwicklung beurteilen zu können. Auch immer wieder Anlass zu Diskussionen gibt der Jahrgang. Sollen alle Weine aus dem gleichen Jahrgang stammen? Waren die Jahrgänge auch vergleichbar gut? Diese Frage stellt sich speziell, wenn auch Weine aus Übersee mit einbezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass zum Beispiel in Neuseeland der Jahrgang 2009 von ähnlich guter Qualität war wie in Europa, ist in keiner Art gegeben. Daher haben wir uns entschlossen die Jahrgänge etwas zu durchmischen. Schon bei der ersten Degustation hat nicht ein Wein aus dem vermeinlich sehr guten Jahr 2009 gewonnen, sondern einer mit dem Jahrgang 2008. Die Qualität eines Jahrgangs ist ein sehr relativer Begriff. Schlussendlich ist die Harmonie des Weines entscheidend und nicht die erzielten Oechslegrade.
Die Resultate der damaligen Degustation finden sie hier: Pinot noir Degustation 13.5.2012.
Leider muss ich schon vorneweg darauf hinweisen, dass der Sieger der Degustaion von 2012, der Monolith 2008 von Obrecht diesmal aufgrund einer korkigen Flasche nicht in die Wertung einbezogen werden konnte. Da lob ich mir den Drehverschluss oder zumindest einen Diam-Korken!!
10 Weinfreunde haben sich am Sonntag, 8. November 2015 getroffen und 30 Pinot noir Weine probiert. Am Start waren durchaus renommierte Weine von bekannten Weingütern, wie zum Beispiel Pinot noir 2009 von Gantenbein, Spätburgunder Wildenstein Reserve 2009 vom Weingut Huber in Malterdingen oder ein Gevrey-Chambertin 2009 von Olivier Bernstein. Was ist nun bei der Degustation am Sonntag, 8. November herausgekommen. Der Sieger kommt weder aus Frankreich, noch aus Deutschland oder aus der Schweiz, wie vor drei Jahren, nein, er kommt aus Österreich.
Es ist der Pinot noir Holzspur 2009 aus dem Johanneshof Reinisch aus Tattendorf in der Thermenregion. Der Name hat nicht mit der Verwendung von Eichenfässern zu tun, sondern es ist der Name der Riede in welcher die Reben für diesen Wein stehen. Die Riede Holzspur besteht aus kalkhaltigen Schwemmlandböden und ist somit prädestiniert für Reben der Burgunderfamilie. Der Ausbau erfolgte während 18 Monaten in kleinen Holzfässern.
Nun, wie schmeckt der Siegerwein: dunkles Rot, Anklänge von Vanille, vielschichtige Fruchtnoten, noch jugendliches Aromenbild, weicher, frischer Antrunk, der Holzfassausbau ist noch deutlich spürbar, Noten von Zimt, Unterholz und roten Früchten, verführerisch und elegant, die Gerbstoffe sind noch recht fordernd, der Wein präsentiert sich jugendlichst, voller Frische und mit einer blendenden Zukunft. 2015 – 2025, im Schnitt 17.6/20
Ein toller Wein, welcher das Potential der österreichischen Pinot noir aufzeigt. Der Wein hat in den letzten drei Jahren eine tolle Entwicklung durchgemacht. Er hat sich von Rang 8 auf das Siegerpodest hochgearbeitet. Der Wein ist auch Gesamtsieger der beiden Degustationen mit einem Durchschnitt von 17.15 Punkten. Den Jahrgang 2012 gibt es für CHF 42.70 bei Klapotetz.
Der zweite Platz geht nach Deutschland. Der Pinot noir 2009 der shelter winery ist eine kleine Überraschung. Speziell gefreut hat dies selbstverständlich die beiden Produzenten, Hans-Bert Espe und Silke Wolf, welche am Anlass teilgenommen haben. Die shelter winery bekam ihren Namen durch das erste Betriebsgebäude, ein Hangar auf dem ehemaligen kanadischen Militärflugplatz von Lahr. Die Trauben für den Wein stammen aus Lagen in Kenzingen und Malterdingen. Die Reben sind schon alt und dank dem Lyra-System verfügen die Reben über eine grosse Blattfläche. Der Ausbau erfolgt möglichst schonend, auf Pumpen und Filter wird verzichtet, die Schwerkraft erledigt diese Arbeit, etwas langsamer, aber umso schonender.
So schmeckt der Wein: eher helles Rot, dezent animalische Noten, anfangs etwas verhalte Fruchtausprägung, frischer, fruchtiger Antrunk, noch etwas vom Holzausbau geprägt, gut stützende Säure, trinkanimierend, mit weiterem Potential. 2015 – 2019 im Schnitt 17.1/20
Den Jahrgang 2013 kann man bei Peter Kuhn für CHF 34.- kaufen.
Auch der dritte Platz wird von einem Aussenseiter belegt, es ist dies die Malscher Rotsteig Auslese R 2009 aus dem Weingut Hummel aus Malsch im Kraichgau.
Das Kraichgau liegt in Nordbaden, der Rotsteig in Malsch ist eine leicht geneigte, nach Süden ausgerichtete, stark lösshaltige Lage. Die Auslese R wird aus abgebeerten Trauben gewonnen, die Maische wird nach einer Kaltmazeration während etwa 20 Tagen in offenen Holzbottichen vergoren. Der Ausbau erfolgt während 20 Monaten in kleinen Holzfässern. der Wein wird ohne Schönung und Filtration auf die Flasche gefüllt.
So schmeckts: Dunkles Rot, leicht röstige Noten, würzig, Vanilletöne, weicher, sehr fruchtiger Antrunk, wieder diese würzigen Noten, sehr dicht, leicht eingekochte Früchte, warme Noten eines heissen Jahres, Gerbstoffe gut eingebunden, mit Potential 2015 – 2025, im Schnitt 16.9/20
Über beide Degustationen betrachtet ist es einer der besten Weine, er war im 2012 Zweiter und nun Dritter, im Gesamtschnitt liegt er mit 17.10 Punkten ganz knapp hinter dem Holzspur. Den Jahrgang 2012 gibt es ab Weingut für € 56.-.
Auf dem vierten Platz liegen 3 Weine. Einerseits eine Überraschung, mit CHF 26.- der günstigste aller 30 degustierten Weine, die Hommage Pinot noir Barrique 2009 vom Weingut Tschäpperli aus Aesch. Weiter der Spätburgunder Kirschgarten GG 2007 vom Weingut Knipser aus der Pfalz und der Pinot noir 2007 von Schloss Halbturn vom Neusiedlersee in Österreich. Noch ein paar Anmerkungen zur Hommage 2009. Die Reben sind grossmehrheitlich 44 Jahre alt, die Trauben wurden mit 103 Oe und 550g/m² geerntet. Gärung im Stahltank und Ausbau im Barrique (1/3 Neuholz) während 12 Monaten. Ein schöner Erfolg für die Nordwestschweiz.
Erst dahinter folgen die Besten der Burgunderweine. Gevrey-Chambertin les Echezeaux vieilles vignes 2009 der Domaine Naigeon, der Gevrey-Chambertin Village 2009 von Olivier Bernstein und der Beaune Clos du Roi 1er cru 2009 der Domaine Tollot-Beaut.
Ein Fazit dieser Veranstaltung war sicher, dass auch ausserhalb des Burgunds traumhaft gute Pinot noirs produziert werden. Deutsche Spätburgunder, speziell diejenigen aus der Region Baden haben sich in den letzten Jahren einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Dass diese häufig auch noch günstiger als die Weine aus dem Burgund sind, kann den Konsumenten nur freuen. Dass nun ein Wein aus Österreich die Degustation gewonnen hat, weisst darauf hin, dass es noch andere Gebiete gibt, welche sich für die Produktion von herauragenden Pinot noirs eignen. Ich bin mir bewusst, dass die wirkliche Spitze der Pinot noir Weine weiterhin im Burgund liegt, nur welcher Weinfreund ist schon bereit CHF 200.- bis CHF 1’000.- dafür auszugeben.
Die gesamte Liste der degustierten Wein gibt es hier: Pinot noir 2015 Degustation 8.11.2015
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