Felton Road, grossartige Weine aus Central Otago

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Der Startpunkt unserer Reise durch die beiden Inseln liegt im Süden der Südinsel. Wir sind von Dunedin ins Landesinnere ins Weinbaugebiet Central Otago gefahren. Der Ort Bannockburn liegt auf dem 45sten Breitengrad. Dies entspricht in Europa etwa dem Piemont oder Oregon in den USA. Trotzdem gilt die Gegend als das am Weitesten südlich gelegene Weinbaugebiet der Welt. Dies, weil ausser an der Südspitze Chiles der 45ste Breitengrad grossmehrheitlich durch die Ozeane verläuft.

Das Klima in Central Otago ist sehr trocken und trotz der kleinen Ausdehnung von Neuseeland kontinental geprägt. Dies führt zu heissen Sommern und sehr kalten Wintern mit viel Schnee und Frost. Der Frost ist eines der grössten Probleme in dieser Gegend, sie sind vom März bis November eigentlich jederzeit möglich. Aufgrund der hohen Berge im Westen fallen übers Jahr nur etwa 350mm Regen, dementsprechend ist die Anlage von neuen Weinbergen nur mit Bewässerung möglich.

Bekannt wurde die Gegend durch einen Goldrausch zu Ende des 19. Jahrhunderts. Aber wie an vielen anderen Orten auch dauerte der Rausch nur wenige Jahre. Mit dem Weinbau wurde schon damals begonnen, aber so richtig Fuss gefasst hat er erst in der 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da das Gebiet weinbautechnisch Neuland war, konnte bei der Auswahl der Flächen, welche mit Reben bepflanzt werden sollten alle Register gezogen werden. Es wurden Bodenproben genommen, das Mikroklima wurde erfasst, auch Satelittenaufnahmen kamen zum Zug. Somit konnten die optimalen Flächen ausgesucht werden, gleichzeitig erlaubte dies die passenden Unterlagsreben zu selektionieren.

Der Boom hat aber erst später eingesetzt. Die Rebfläche ist von 92 ha 1996 auf 1’932 ha 2014 angewachsen. Ein riesiger Zuwachs, aber daraus resultieren nur 2.4% der produzierten Weine in Neuseeland. Heutzutage gilt Central Otago als herausragendes Weinbaugebiet für Pinot noir in Neuseeland und Felton Road als einer der besten Produzenten. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie Nick Stock, auf jamessuckling.com, welcher Central Otago als die Côtes de Nuits, Bannockburn als Vosne-Romanée und Felton Road als DRC von Neuseeland bezeichnet hat.

Das Weingut Felton Road wurde 1991 von Stewart Elms gegründet. Deshalb ist die Ulme (elm tree) heute noch im Logo des Weingutes zu finden. Die aktuell 31.7 ha Rebfläche wurden von Beginn an biologisch bearbeitet und seit 2010 ist das Weingut Demeter zertifiziert. Die Rebflächen sind auf 4 Gebiete verteilt, The Elms 14,4 ha wo die ersten Reben gepflanzt wurden, direkt um die Winery. MacMuir 5,1ha im Osten von The Elms gelegen, war früher ein Teil des Calvert Besitzes, er wurde erst 2012 mit Reben bepflanzt. Calvert 4.6ha wurden 1999 mit Reben bepflanzt. Cornish Point 7.6ha ist ein spezieller Rebberg, da er grossmehrheitlich vom Wasser des Stausees Lake Dunstan umgeben ist. Er wurde im Jahr 2000 angelegt. Alle Reben wurden blockweise aufgrund von Bodenanalysen angepflanzt, sie werden separat gelesen und verarbeitet.

Der Cornish Point Rebberg ©Felton Road
Der Cornish Point Rebberg
©Felton Road

Das Ziel von Blair Walter dem Chiefwinemaker ist möglichst wenig bei der Weinentstehung einzugreifen.  Im ganzen Weingut sind keine Pumpen zu finden. Der Keller wurde so angelegt, dass alles mit der Schwerkraft bewegt werden kann. Die Trauben gelangen direkt von der offenen Horizontalpresse in die Holzfässer. Die Trauben werden entstiehlt, aber nicht gequetscht.Nach 48 Stunden Fermentation setzt normalerweise die Gärung mit den natürlichen Hefen ein. Die Gärung dauert etwa 7 Tage, falls gekühlt werden muss, geschieht dies durch Öffnen der Tore. Die kalten Aussentemperaturen dienen als natürliche Kühlung. Mit den steigenden Temperaturen im Frühling startet die malolaktische Gärung von alleine. Es erfolgen keine weiteren Eingriffe in die Weinentstehung.

Auf den Klimawandel angesprochen werden zwei Themen erwähnt, einerseits wird die zunehmende UV-Strahlung zum Problem, diese führt bereits jetzt zu dickeren Beerenhäuten, in Zukunft könnte sie aber die Reben massiv schädigen. Andererseits fällt weniger Schnee, dadurch steigt aber die Frostgefahr. Das Thema Alkoholgehalt der Weine führt zu interessanten Erkenntnissen. Auf Felton Road ist man der Meinung, dass sich das Aromenspektrum des Pinot noir über 14% Alkohol stark verändert, deshalb wird versucht diese Grenze nicht zu überschreiten. Ein Weg dazu ist das Reduzieren der Stockhöhe der Reben. Wenn die Stockhöhe von den üblichen 120cm auf 80cm reduziert wird, haben die reifen Trauben etwa ein halbes Prozent weniger Alkohol.

Die Rotweinbereitung findet zu einem Drittel mit ganzen Trauben statt. Es wird eine Kaltmazeration von 5-8 Tagen durchgeführt, die Gäung mit eigenen Hefen dauert etwa 7 Tage, die Gärtemperatur wird auf maximal 30°C beschränkt. Der Ausbau erfolgt in Barriques aus europäischer Eiche mittleren Toastings, wobei je 1/3 neu, ein- und zweijährig sind.

Nicht minder erwähnenswert sind die produzierten Rieslinge. Diese Sorte findet so langsam auch in Australien und Neuseeland mehr Beachtung. Daraus werden knackige und frische Weine produziert, welche sich aromatisch anders präsentieren als europäische Rieslinge, die Zitrusnoten sind klar vorherrschend, aber die Qualität der produzierten Weine steigt stetig.

The Elms Rebberg
The Elms Rebberg

Wie haben sich die Weine des Gutes präsentiert: Wir haben insgesamt 17 Weine probiert, ich möchte nicht Alle beschreiben, aber doch die Herausragenden, was gar nicht so einfach ist, das Niveau liegt extrem hoch.

Zuerst ein paar Fassmuster:

Chardonnay Cornish Point 2012: wird Teil des Bannockburn Chardonnay, noch etwas verhaltene, leicht reduktive Noten, mineralisch schon in der Nase, säurebetonter Antrunk, sehr viel Schmelz, leicht buttrige Noten, dicht und komplex, sehr langer mineralischer Abgang, Eleganz pur, 17.5/20

Pinot noir Block 3 2012: sehr elegante Fruchtausprägung, Kirschen, Himbeeren, fruchtbetonter Antrunk, zupackende Gerbstoffe, sehr dichtes Aromenspektrum, hochelegant, sehr langer Abgang, 18/20, unbedingt ein paar Jahre warten.

 

Aus der Flasche wurden unter anderem folgende Weine probiert:

Dry Riesling 2012: 12° Alk., 4g RZ, helles Gold, dezenter Grünschimmer, offene Frucht, dezente Grapefruitnoten, frischfruchtiger Antrunk, trocken anmutend, mineralisch und lang, trinkig, 17/20 trinken – 2022

Chardonnay Block 2 2011: 14° Alk., helles Gold, Grapefuitnoten, dezent vom Holz unterlegt, dichter, voller Antrunk, noch recht verschlossen, da ist ein grosser Chardonnay am Entstehen. 18/20 2015 – 2026FeltonRoad-Block5

Pinot noir Block 3 2011: 14.5° Alk., mittleres Rot, elegante Kirschfrucht, dezente Holznoten, fruchtiger Antrunk, die Kirschen zeigen sich nochmals, schlank, hochelegant, langer, mineralischer und fruchtbetonter Abgang. 18.5/20 2015 – 2026

Pinot noir Block 5 2011: 14.5° Alk., mittleres Rot mit leichtem Violettrand, dezente Holzaromatik, die Frucht ist noch im Hintergrund, hocheleganter, fruchtbetonter Antrunk, schlank am Gaumen, Holz sehr gut eingebunden, vielschichtig, noch etwas belegende Gerbstoffe, deutlich zu jung, viel Potential. 18.5/20 2017 – 2027

Alles in allem war es eine grossartige Serie an Weinen, ganz unabhängig von der Sorte. Wenn man bedenkt, dass einerseits die Reben noch sehr jung sind und andererseits nicht auf Jahrzehnte an Erfahrung zurückgegriffen werden kann, dann kann es sehr gut sein, dass die Weine der Zukunft aus diesem Gut noch für Furore sorgen werden, soweit sie dies nicht heute schon tun. In der Schweiz sind die Weine bei Realwines zu beziehen

  1. Hans Gurtner

    Regentag in Wanaka; vor Besuch von Rippon nun Zeit für einige Notizen zu Felton Road vor drei Tagen: Netter Empfang, gepflegtes Anwesen, kompetente Erläuterungen auf Rundgang. Degustation beginnt mit PN (!?): Bannockburn15, Calvert15, Block 5 auch 2015, alle mit Drehverschluss (aus Kostengründen… wohlverstanden bei Flaschenpreisen >53 und bis 84 NZD, gereift in franz. Barriques). Meines Erachtens sind die Weine völlig überbewertet, v.a. in angelsächsischen Kommentaren. Opulenz statt Eleganz in allen Belangen. Auch wenn viel Potenzial herbeigeredet wird, ich möchte mir diese Weine nicht antun in zehn, fünfzehn Jahren.
    Als Pinot-Fan freue ich mich dann wieder auf den L’enfer du plaisir, den Passion von Donatsch, den Bachtobel3, den Kloster Sion Réserve, den Twanner Réserve von Schott – oder die feinen Sachen aus dem grossen Kanton im Norden.
    Allerdings: bei den Weissen sind mir der Chardonnay Block 2 2015 mit seiner gradlinigen Frische und mineralischen Struktur (trotz 18 Mt. Barrique) und der Riesling Block 1 2016 mit seiner Verbindung aus prächtiger Säure und exotischen Früchten (trotz 16g Restzucker) in sehr guter Erinnerung.

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