Ein Versuch auf Zeit
Mein letzter Besuch eines Weingutes in Neuseeland war auf Escarpment. Das Weingut liegt im Weingebiet Wairarapa. Dem einzigen von mir besuchten Gebiet auf der Nordinsel. Martinborough ist einer der drei Orte welche zum Gebite Wairarapa gehören, die beiden anderen sind Gladstone und Masterton. Das Gebiet ist sehr klein, es liefert nur 1% der Weine Neuseelands.
Die ersten Reben wurden schon 1880 angepflanzt. 1897 wurde ein Pinot noir in Paris vorgestellt. Leider wurden im Rahmen der Antialkoholbewegung Anfangs des 20. Jahrhunderts alle Reben ausgerissen. Aufgrund eines geologischen Gutachtens, welches 1979 erstellt wurde, wurden wieder Reben angepflanzt. Das Gutachten hatte aufgezeigt, dass die Region sehr viele Ähnlichkeiten mit dem Burgund hat. Es hat eine ähnliche Bodenzusammensetzung und ein vergleichbares Klima, die Regenmenge ist mit 700mm/Jahr auch ähnlich. Aus diesen Gründen wurde mehrheitlich Pinot noir angepflanzt. Heute stehen insgesamt etwa 300ha unter Reben.
Das Weingut Escarpment wurde 1998 von den beiden Ehepaaren Kirby und McKenna gegründet. Die Kirbys als stille Teilhaber und Geldgeber, die McKennas als Personen vor Ort. Larry McKenna war vorher im Weingut Martinborough Vineyards tätig. Er wollte sich selbständig machen und die Möglichkeiten der verschiedenen Böden in dieser Gegend aufzeigen. Dazu war es nötig die besten Lagen als Single Vineyard Weine auszubauen. Bei der Suche nach geeigneten Lagen sind sie auf die Te Muna Road Gegend gestossen und haben beschlossen dort Reben anzupflanzen und die Kellerei anzulegen Der Fasskeller wurde so angelegt, dass er ganz ohne Kühlung auskommt. Inzwischen sollte die Traubenannahme darüber fertiggestellt sein. Dann kann die Weinbereitung ohne jegliche Pumpen auskommen. Seit 2006 werden die Lagen einzeln abgefüllt. Der Weinbaut erfolgt nach minimalinvasiven Regeln, die Biozertifizierung ist im Gang, sie soll noch in diesem Jahr erfolgen. Folgende Lagen werden separat abgefüllt:
Die Lage Kupe liegt an der Te Muna Road auf dem Huangarua Absatz im Süden der Stadt. Er wurde als einziger Rebberg für das Gut 1999 wurzelecht mit 100% Abel Klon ausgepflanzt. Damals war die Reblaus in Neuseeland noch unbekannt. Inzwischen breitet sie sich langsam aus und Larry meinte: „Ja, der Moment wo ich den Rebberg neu bepflanzen muss, kommt“. Wann ist noch nicht klar, aber er wird leider kommen. Schade um diese tollen Weine.
Pahi vineyard, die 2.5 ha grosse Lage wurde bereits 1986 mit wurzelechten und gepfropften Reben des 10/5 Klons auf Schwemmland bepflanzt. Sie liegt im Nordwesten von Martinborough.
Te Rehua vineyard, der nur 1.1 ha grosse Rebberg wurde 1990 mit allen damals zur Verfügung stehenden Klonen gemischt bepflanzt. Er besteht aus lehmigem Schwemmland und leigt im Nordosten von Martinborough.
Kiwa vineyard, die 2 ha grosse Lage liegt auf kiesigem Schwemmland. Sie wurde 1989 mit den Klonen UCD Davis 5,6 und 13 bepflanzt. Die Lage gilt als eine der Besten in Martinborough, sie liegt unterhalb der beiden anderen Lagen im Norden der Stadt.
Eine Auswahl der besten Weine:
Chardonnay Kupe 2010: single vineyard, 20% Neuholz, Barriquefermentation, 14% Alkohol: Mittleres Gold, verhaltenes Bouquet, dezente Holzaromatik, geht schön auf, gelbfruchtig, Bisquit, voller, aromatischer Antrunk, weiche, volle Textur, elegante Struktur, Holz sehr gut eingebunden, langer, leicht mineralischer Abgang 17/20, trinken – 2020.
Pahi Pinot noir 2011: 40% Ganztrauben, 1/3 Neuholz, Wildhefen, 13% Alkohol: mittleres Rot, verhaltene Fruchtaromen, riechbare Holznoten, Tabak, rotfruchtig, fruchtiger dichter Antrunk, die Holzaromatik kommt in Nachhinein, schlank, eleganter Körper, komplexe Aromatik, mürbe Gerbstoffe, sehr langer Abgang. Ein vielschichtiger, dichetr Pinot noir. 17.5/20 trinken – 2031.
Kiwa Pinot noir 2011: 13% Alkohol: dunkles Rot mit leichtem Violettrand, Heidelbeeren, Tabak, dezente Vanillenoten, weicher, fruchtiger Antrunk, mürbe Gerbstoffe, komplex, Tabak, etwas Unterholz, langer, noch etwas gerbstoffbetonter Abgang, ein Wein mit viel Struktur. 18/20, trinken – 2031.
Te Rehua Pinot noir 2011: 13% Alkohol: verhaltenes Aroma, Vanille, schwarze Früchte, Tabak, Pilze, verhaltener Antrunk, Frucht im Hintergrund spürbar, dezente Holznoten, gute Struktur, mürbes Tannin, langer, fruchtbetonter Abgang. 18/20, trinken – 2031.
Kupe Pinot noir 2011: wurzelechte Reben, 100% Abel-Klon,60% Ganztrauben, 13.5% Alkohol: Dunkles Rot, offene Kirschfrucht, Holz dezent im Hintergrund, fruchtiger, säurebetonter Antrunk, Tabak, Vanille, schlanke, komplexe Struktur, noch etwas belegende Gerbstoffe, langer Abgang. Ein noch jugendlicher, säurebetonter Pinot mit sehr guter Zukunft.17.5/20, trinken – 2031.
Kiwa Pinot Noir 2012 Fassmuster: 30% Ganztrauben: dichtes Rot, würzige Aromatik, noch sehr verhalten, dichter Antrunk, die Frucht lässt sich erahnen, sehr elegant, mürbe Gerbstoffe, langer Abgang. Dürfte sich sehr gut entwickeln. 18/20. 2016 – 2032.
Eine eindrückliche Serie von Pinot noir Weinen, welche die Unterschiede der einzelnen Lagen und dieser Gegend klar aufzeigen.
Da ich eine Spur zu früh in Martinborough eingetroffen bin, habe ich im „Martinborough Wine Center“ vorgängig einige Pinot noir-Weine von diversen lokalen Produzenten probiert. Die Qualität der probierten Weine war niederschmetternd, ich habe mir einen Moment überlegt, ob die 1 1/2 Studen Fahrt von Wellington es wirklich wert waren. Zum Glück wurde ich auf Escarpment davon überzeugt, dass in dieser Gegend die Produktion von grandiosen Weinen möglich ist.
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